Jede Frau, die zum Mammographiescreening eingeladen wird, erhält mit der Einladung eine offizielle Informationsbroschüre. Die Gegner des Screeningprogrammes haben immer auf diesen Flyer fokussiert: er sei einseitig werbend und unausgewogen und verhindere eine freie informierte Entscheidung der Frauen.

Deshalb hat der Gemeinsame Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen ab 2010 eine neue Version der Broschüre verteilen lassen: alte Version, neue Version.

Im aktuellen Ärzteblatt hat das Institut für Allgemeinmedizin der Uni Düsseldorf eine Studie veröffentlicht, die die Wirkung der beiden Broschüren bei ca. 700 randomisierten Teilnehmerinnen prüft.

Ergebnis war: die Teilnahmebereitschaft war nicht verändert worden. Statt auf das Infomaterial, verließen sich die befragten Frauen eher auf ihre eigene Erfahrung mit Brustkrebs, und auf die Empfehlung ihrer Ärzte.

Die Autoren, die offenbar dem Screening selbst eher kritisch gegenüber stehen, konstruieren daraus eine „ethische Legitimationsfrage“: wer die Broschüre nicht vollständig verarbeitet und ihren Inhalt korrekt wiedergeben kann, ist nach ihrer Ansicht gar nicht richtig informiert und kann dem Screening auch nicht wirksam zustimmen.

Ich denke da anders drüber: Die Frauen erinnern sich an den Verlauf von Brustkrebsfällen in ihrem Umfeld, und sie fragen ihre Haus- oder Frauenärztin nach derer Meinung. Auf dieser Basis entscheiden sie selbstständig und frei. Aus meiner Sicht ist das eine vernünftige Erfahrungs- und Expertenheuristik.

Ich bin froh, dass die Klientinnen sich nicht nur Texte durchlesen, sondern auch auf andere Weise mit der Krebsvorsorge auseinandersetzen, und ich bin sicher, dass ihre Entscheidung – sei sie positiv oder negativ – auf reiflicher Überlegung beruht.