Im Gegensatz zur äußerlichen Bestrahlung am Linearbeschleuniger dringt die Strahlung bei der Brachytherapie nur wenige Zentimeter ins Gewebe ein. Damit kann im gewünschten Gebiet eine hohe Dosis unter weitgehender Schonung des gesunden Nachbargewebes verabreicht werden.

Man unterscheidet zwischen HDR (von eng. High Dose Rate)Brachytherapie mit hoher Aktivität und Anwendungsdauern im Minutenbereich und LDR (von eng. Low Dose Rate)-Brachytherapie mit geringerer Aktivität und Anwendungsdauern von mehreren Wochen.

Hauptanwendungsgebiet der Brachytherapie ist die Behandlung von Krebserkrankungen im Hals-Nasen-Ohren (HNO) Bereich, der Haut, der Prostata und der weiblichen Geschlechtsorgane.

LDR-Brachytherapie (Jod-125-Seeds)

Beim Verfahren der Seed-Implantation werden über Hohlnadeln millimetergroße radioaktive Körner (Seeds) eingesetzt.

Ein Seed ist ein etwa reiskorn-kleiner, titanummantelter Stift, der im Inneren radioaktives Jod-125 enthält. Die Seeds verbleiben nach der Implantation lebenslang im Körper, während die Strahlung kontinuierlich abnimmt.

Aufgrund der niedrigen Dosisleistung von Jod-125 (Halbwertzeit 59 Tage) ist die Seed-Implantation eine LDR-Brachytherapie. Die LDR-Brachytherapie wird interdisziplinär in einem Team aus Spezialisten durchgeführt: Ihr Facharzt, Radioonkologe und Medizinphysiker bestimmen in enger Zusammenarbeit die Dosierung, Anzahl und Position der Seeds.

Die Implantation dauert ungefähr 2 Stunden und wird in Vollnarkose durchgeführt. In der Regel ist ein Klinikaufenthalt von 3 Tagen notwendig.

HDR-Brachytherapie (Iridium-192, Afterloading)

Beim Afterloading (Nachladeverfahren) werden zunächst Transferschläuche gesetzt, durch die dann eine radioaktive Quelle, typischerweise an einem Drahtende montiert, ferngesteuert eingeführt, an unterschiedlichen Stellen positioniert und wieder entfernt werden kann.

Dann werden in Narkose und unter Ultraschallkontrolle Hohlnadeln über eine Schablone eingeführt. Diese werden dann über die Transferschläuche mit dem Afterloading-Gerät verbunden.

Die computergestützte Bestrahlungsplanung ermöglicht eine individualisierte Berechnung der Standzeiten der Iridium-Quelle, die sich an verschiedenen Positionen innerhalb der Hohlnadeln befindet. Die Bestrahlung selbst dauert nur wenige Minuten und ist nicht schmerzhaft. Nach der Bestrahlung wird die Strahlenquelle wieder zurückgefahren und der Katheder oder die Sonde entfernt. Das Afterloading wird zur Dosissteigerung nach äusserlicher Strahlentherapie eingesetzt.

Zuletzt bearbeitet: 27. Juni 2015