Es stimmt: Seit 1997 werden immer mal wieder radiologische Fallberichte über tätowierte Patienten im MR (Kernspintomographie) veröffentlicht. Aber es gibt nur wenige ausführliche Arbeiten, die sich mit diesem Thema beschäftigen.

Im Jahr 2002 ergab eine retrospektive Studie (Umfrage) unter den Kunden von Tattoostudios bei zwei von 134 Patienten minimale Symptome wie Wärme- oder Kribbelgefühl. Ernsthafte Nebenwirkungen sind sehr selten. 2006 erlitt eine junge Patientin mit Permanent-Make-up eine leichte Verbrennung; ebenso ein Footballspieler 2011, dessen Knie tätowiert waren. Schwellung und Rötung bildeten sich jedesmal in wenigen Stunden folgenlos zurück.

Insgesamt sind weltweit weniger als 10 solche Fälle veröffentlicht worden, während sich gleichzeitig hunderte Millionen MR-Untersuchungen angesammelt haben.

Die Form und Größe der Tattoos scheint bedeutsam zu sein; auch die Zusammensetzung der Farbe. Eisenhaltige Pigmente beispielsweise, die in einer geschlossenen Schleife aufgetragen sind, könnten die Radiowellen einkoppeln und sich so erhitzen. Aber auch andere Metallpigmente wie Kobalt, Chrom, oder Zink kommen in Frage.

Nun wurde erstmals eine internationale prospektive Studie veröffentlicht. Sie untersuchte 330 Personen zwischen 18 und 66 Jahren, die 1-7 Tätowierungen besaßen und aus verschiedenen Anlässen im MR untersucht werden sollten; meist waren es gesunde Teilnehmer an psychologischen Studien. Es kamen nur 3-Tesla-Scanner zum Einsatz. Die Probanden wurden vorher über die Tattoo-Studie aufgeklärt und instruiert, während der MR-Untersuchung besonders auf ihre Tatoos zu achten. Anschliessend wurden sie ausführlich befragt.

Das Ergebnis: Ein Teilnehmer gab an, das Tattoo habe „gekribbelt“, ein anderer berichtete ein örtliches Wärmegefühl. Sonst wurden keine Nebenwirkungen berichtet. Hier die Pressemitteilung der deutschen Studienärzte.

Zusammenfassend sind die Nebenwirkungen so selten und so leicht, dass es keinen Grund gibt, Patienten mit Tattoos von der MR-Untersuchung auszuschliessen. Besondere Vorbereitungen sind ebenfalls nicht erforderlich. Wenn während der Untersuchung Mißempfindungen auftreten, sollte die Messung beendet werden. Die Symptome können einem leichten Sonnenbrand ähneln, und auch so behandelt werden (Kühlung mit feuchter Kompresse, evtl. Antihistaminsalbe).