Er war Polizei- und Innensenator während der Hamburger Sturmflut 1962, Kanzler im „deutschen Herbst“ 1977, verantwortete den ECU und den Doppelbeschluß. Willensstark war Schmidt, geradlinig, unbeugsam. Auch etwas stur.

Als Krebsspezialist möchte ich Sie sicherheitshalber daran erinnern, dass nicht jeder, der sich Schmidts Geradlinigkeit und Sturheit zum Vorbild nimmt, mit derselben robusten Gesundheit gesegnet ist wie er. Die Zigaretten, die er so liebte, töten ca. 6 Mio Menschen pro Jahr, davon ein Zehntel Passivraucher, und bringt ebensoviele Familien ins Elend.  Ihre Herstellung schließt Kinderarbeit ein, auch in den USA. In unserem Land tötet die Zigarettenindustrie 110.000 Menschen pro Jahr, und unsere volkswirtschaftlichen Kosten werden auf 80 Mrd. € pro Jahr geschätzt.

Helmut Schmidt ließ sich davon kein Stück beeindrucken. Er stand damit nicht allein. Viele Politiker rauchen. Filmschauspieler auch. Vor und hinter der Kamera. Ich denke, es hat mit dem Image zu tun: Schauspieler und Politiker sind harte Typen. Und Rauchen ist eine Chiffre für harte Typen: „Smoking is cool“ ist ein Tropus in zahllosen Filmen und Serienfolgen. Bogart, Bronson, Belmondo. Clint Eastwood, selbst Nichtraucher, machte das Zigarillo zu seinem darstellerischen Markenzeichen.

Schmidt war ein harter Typ, mindestens so hart wie Bogarts oder Eastwoods Figuren. Auch härter als die 20 Karzinogene, die er jeden Tag in seine Lungen holte, und härter als die geschätzt 12 kg Teer, auf die sich der Kondensatgehalt seiner Zigaretten während der vielen Jahrzehnte aufsummiert hat. So hart ist nicht jeder. Ich nicht, und Sie auch nicht.

Versuchen wir also nicht, ihm den Trick nachzumachen.

Helmut Schmidt 1976. (Bundesarchiv, B 145 Bild-F048646-0033 / Wegmann, Ludwig / CC-BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons

Helmut Schmidt 1976. (Bundesarchiv, B 145 Bild-F048646-0033 / Wegmann, Ludwig / CC-BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)